Kind auf ein Internat schicken Mythos-Ratgeber

Mythos Internat – welche Vorurteile stimmen wirklich?

Wer an Inter­nats­schü­ler denkt, hat häu­fig den Mythos eines schwer erzieh­ba­ren Jugend­li­chen vor Augen, der nach der neu­es­ten Par­ty-Eska­pa­de von sei­nen wohl­ha­ben­den Eltern ins Exil ver­bannt wird – ganz im Stil von Fil­men wie „Der Club der toten Dich­ter“ oder „Wild Child“.

Inter­na­te sind seit jeher von einer Viel­zahl an Vor­ur­tei­len umge­ben, die mit der Rea­li­tät jedoch meist wenig zu tun haben. Wir haben einen Blick auf die häu­figs­ten Inter­nat-Mythen geworfen:

Mythos: Internate sind nur für schwer erziehbare Kinder

Der Gedan­ke, dass Inter­na­te aus­schließ­lich für Kin­der mit Ver­hal­tens­pro­ble­men gedacht sind, ist weit­ver­brei­tet. Tat­säch­lich gal­ten Inter­na­te frü­her manch­mal als „letz­ter Aus­weg“ für Kin­der, die in regu­lä­ren Schu­len nicht zurecht­ka­men. Heu­te ist die­ses Vor­ur­teil jedoch ver­al­tet: moder­ne Inter­na­te legen gro­ßen Wert auf die För­de­rung von Talen­ten und indi­vi­du­el­len Fähigkeiten.

Vie­le Schü­ler besu­chen Inter­na­te, weil sie dort ein geziel­te­res, umfas­sen­de­res Bil­dungs­an­ge­bot erhal­ten als in her­kömm­li­chen Schu­len. Sie pro­fi­tie­ren von klei­ne­ren Klas­sen­grö­ßen, inten­si­ver Betreu­ung und einer brei­ten Palet­te an außer­schu­li­schen Akti­vi­tä­ten. Der Fokus liegt dabei auf der För­de­rung von Selbst­stän­dig­keit, sozia­ler Kom­pe­tenz und aka­de­mi­schem Erfolg – und kei­nes­falls auf der „Erzie­hung schwie­ri­ger Kinder“.

Mythos: Internate haben veraltete Erziehungsmethoden

Moder­ne Inter­na­te haben in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten stark an ihren päd­ago­gi­schen Kon­zep­ten gear­bei­tet und bie­ten ein hohes Maß an Indi­vi­dua­li­tät und Frei­heit. Statt auf star­re Erzie­hungs­me­tho­den und Kon­trol­le zu set­zen, legen die Ein­rich­tun­gen heut­zu­ta­ge Wert dar­auf, Schü­lern eine aus­ge­wo­ge­ne Mischung aus Struk­tur und Frei­raum zu bie­ten. Wäh­rend kla­re Regeln und fes­te Tages­ab­läu­fe für einen geord­ne­ten Rah­men sor­gen, bleibt den Schü­lern gleich­zei­tig viel Raum für Selbst­ver­wirk­li­chung, krea­ti­ve Pro­jek­te und per­sön­li­che Inter­es­sen. Päd­ago­gi­sche Ansät­ze wie die Montesso­ri­päd­ago­gik, Wal­dorf­päd­ago­gik oder moder­ne, reform­päd­ago­gi­sche Kon­zep­te fin­den in vie­len Inter­na­ten Anwendung.

Beson­ders deut­sche Ein­rich­tun­gen sind bekannt dafür, die indi­vi­du­el­le Ent­wick­lung jedes Schü­lers durch eine star­ke schu­li­sche För­de­rung zu unter­stüt­zen. Inter­na­te in Baden Würt­tem­berg, Bay­ern oder Ham­burg wur­den bereits mehr­fach für ihre inno­va­ti­ven Bil­dungs­kon­zep­te ausgezeichnet.

Mythos: Internate sind elitär und unzugänglich

Eben­falls weit­ver­brei­tet ist die Annah­me, dass Inter­na­te aus­schließ­lich von wohl­ha­ben­den Fami­li­en genutzt wer­den kön­nen und somit einer eli­tä­ren Schicht vor­be­hal­ten sind. Grund für die­ses Vor­ur­teil sind vor­wie­gend pri­va­te Eli­te-Inter­na­te, die tat­säch­lich oft hohe Gebüh­ren für den Besuch ihrer Ein­rich­tung ver­lan­gen. Staat­li­che Inter­na­te sind jedoch meist güns­ti­ger, da sie teil­wei­se vom Staat sub­ven­tio­niert wer­den. Außer­dem bie­ten vie­le Ein­rich­tun­gen mitt­ler­wei­le Sti­pen­di­en und För­der­pro­gram­me an, mit denen auch sozi­al benach­tei­lig­ten Fami­li­en eine Inter­nats­aus­bil­dung ermög­licht wer­den soll.

Zudem sind die Schü­ler in Inter­na­ten heut­zu­ta­ge viel diver­ser als oft ange­nom­men. Inter­na­te zie­hen eine Viel­zahl von Schü­lern aus unter­schied­li­chen sozia­len, kul­tu­rel­len und öko­no­mi­schen Hin­ter­grün­den an. Die Phi­lo­so­phie vie­ler Inter­na­te basiert auf der Über­zeu­gung, dass eine hete­ro­ge­ne Gemein­schaft die sozia­len Fähig­kei­ten und das Welt­ver­ständ­nis der Schü­ler stärkt. Es geht nicht um Exklu­si­vi­tät, son­dern um indi­vi­du­el­le För­de­rung und die Gemeinschaft.

Mythos: Schüler im Internat haben kaum Kontakt zu ihren Familien

Nur Eltern, die kei­ne Lust auf ihre Kin­der haben, ste­cken den Nach­wuchs ins Inter­nat? Ganz so ein­fach ist es nicht: Die meis­ten Inter­na­te set­zen auf regel­mä­ßi­ge, inten­si­ve Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Schü­lern und ihren Fami­li­en und haben kla­re Regeln und Struk­tu­ren für Heim­fahr­ten, Besu­che und Tele­fo­na­te, um den fami­liä­ren Kon­takt auf­recht zu erhalten.

Zudem gibt es vie­le Inter­na­te, die auf ein Wochen­in­ter­nats­sys­tem set­zen, bei dem die Schü­ler unter der Woche im Inter­nat leben und das Wochen­en­de bei ihren Fami­li­en ver­brin­gen. Die­se fle­xi­ble Form des Inter­nats ermög­licht es den Schü­lern, von den Vor­tei­len eines struk­tu­rier­ten Schul­all­tags zu pro­fi­tie­ren, wäh­rend sie gleich­zei­tig das fami­liä­re Umfeld nicht mis­sen müssen.

Mythos: Internate sind emotional belastend für Kinder

Vie­le Inter­na­te legen gro­ßen Wert auf eine fami­liä­re Atmo­sphä­re und för­dern aktiv den Auf­bau einer Gemein­schaft unter den Schü­lern. Betreu­er und Leh­rer ste­hen als Ver­trau­ens­per­so­nen zur Ver­fü­gung und sor­gen dafür, dass sich die Kin­der wohl und auf­ge­ho­ben füh­len. Das Inter­nats­le­ben bie­tet dabei auch zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten, Freund­schaf­ten zu schlie­ßen und sozia­le Fähig­kei­ten wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Beson­ders für Jugend­li­che kann das Inter­nats­le­ben eine wert­vol­le Erfah­rung sein, die Selbst­stän­dig­keit und Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein fördert.

Mehr über bekann­te Per­sön­lich­kei­ten, die einst ein Inter­nat besuch­ten, hier.

Wie steht ihr zu dem Mythos “Inter­nat”? Schreibt es uns ger­ne in die Kommentare.

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