Unsere älteste Tochter befindet sich aktuell in der letzten Woche bei ihrer Tagesmutter. Dann haben wir noch wenige Wochen und mit dem Besuch der Kita beginnt ein neuer Abschnitt im Leben unserer Tochter. Ich möchte hier mal meine Erfahrungen mit einer Tagesmutter aufschreiben, falls ihr gerade überlegt, ob ihr das Kind in einer Kita oder bei einer Tagesmutter anmelden wollt.
Inhaltsverzeichnis
Die (angeblichen) Vorteile einer Tagesmutter
Der häufigste Grund für die Anmeldung bei einer Tagesmutter sind die kleinen Gruppe und die Umgebung in einer Privatwohnung. Rituale und Abläufe sollen für Kleinkinder in kleinen Gruppen mit einer direkten Ansprechpartnerin in Form einer Tagesmutter leichter zu lernen sein. Dies mag alles sein, denn bei all meiner noch folgenden Kritik muss ich gestehen, dass sich unsere Tochter sehr wohlgefühlt hat und die Tagesmutter wirklich kreative Dinge mit den Kindern gemacht hat. Wir fanden nur, dass sie häufig bei gutem Wetter mit den Kindern nicht raus auf den Spielplatz ging.
Kleine Gruppen sind nicht nur positiv
Mehr oder weniger sind die kleinen Gruppen aber auch Negativpunkte. Die Gruppe bestand aus fünf Kindern. Nach wenigen Wochen wechselte das Mädchen von der Tagesmutter in die Kita, welche meine Tochter am meisten mag. Dann kam ein kleines Mädchen, die viel zu jung für die Gruppe war, um mit dieser zu spielen. Unser Kind ist mit 2,5 Jahren die älteste in der Gruppe und kann sich dort kaum was bei den anderen Kindern abschauen. Ich denke in einer Gruppe mit gleichaltrigen oder etwas älteren Kindern hätte sie längst einen größeren Wortschatz und den einen oder anderen Skill mehr.
Kein Kontakt zu anderen Eltern
Wir haben absolut keinen Kontakt zu den anderen Eltern aufbauen können, sodass keine privat ausgelebten Freundschaften entstehen konnten. Eine Kita feiert gemeinsame Feste, sodass hier eher Freundschaften zwischen den Kindern und den Eltern aufkommen können.
Darum kommt das zweite Kind sofort in die Kita
Wenn wir einen Kita-Platz in Köln finden, dann kommt unsere zweite Tochter direkt in einer Kindertagesstätte, denn wir sind beide berufstätig und dazu auch noch selbstständig. Wenn beide Elternteile berufstätig sind, dann ist die Tagesmutter ein riskantes Glücksspiel, denn nur in den seltensten Fällen hat diese eine Vertretungsregel. An jedem Abend oder noch am Morgen kurz vor der Abgabe war die Stimmung angespannt, denn jederzeit flatterten Absagen für den Tag herein und der gesamtes Tagesablauf musste umgestellt werden. In einer Kita arbeiten mehrere Erzieher:innen, die einander auch vertreten oder in einer kleineren Besetzung die Betreuung der Kinder gewährleisten können.
Willkürliche Regeln der Tagesmutter
Einer der häufigsten Streitpunkte waren die Regeln bei der Tagesmutter. In Köln zahlen wir für einen Betreuungsplatz bei einer Tagesmutter ungefähr 500 € im Monat. Da fehlte es mir manchmal an Verständnis, wenn eine kleine Schnupfnase die Betreuung verhinderte. Immer wieder kam es bei der Abgabe oder der frühzeitigen Abholung der Kinder zu Streitigkeiten mit nahezu allen Elternteilen. Kinder sind so häufig krank und hier gibt es die unterschiedlichsten Symptome und Gründe. Leicht erkältete Kinder müssen ihre Nase morgens manchmal entleeren und das kann auch mal grüner Rotz sein, aber dann war es das auch für den Tag.
Betreuung muss unabhängig vom Einkommen berechnet werden
Es ist schon lustig, dass die Kosten für die Kinderbetreuung auch bei einer Tagesmutter vom Einkommen abhängig ist. Welcher Arbeitgeber hat denn bitte Verständnis, wenn wir wochenlang unser gesundes Kind nicht zu der Tagesmutter geben können? Hier habe ich häufig mitbekommen, wie eine gestresste alleinerziehende Mutter mehrfach um die Abgabe ihres Kindes kämpfte, weil sie eben zur Arbeit gehen musste. Es ist nicht so, als wenn wir dieses Geld anteilig zurückbekommen könnten, wenn die Tagesmutter ausfällt und wir die Betreuung selbst organisieren müssen.
Jedoch mussten wir das Kind mehrfach nach wenigen Minuten wieder abholen, weil die Tagesmutter die Regel hatte, dass bei grünem Rotz aus der Nase die Kinder abgeholt werden müssen. So mussten wir unsere Tochter mal zwei Wochen Zuhause betreuen, obwohl wir einen Nachweis von einem Arzt hatten, dass der Schnupfen für alle ungefährlich sei.
Wir benötigen in Deutschland ein neues Konzept für die Kinderbetreuung
Die Kosten für die Betreuung unserer Kinder ist schon ein hoher Kostenfaktor. Dieses Geld muss erst mal wieder erarbeitet werden. Natürlich läuft in Deutschland mit dem Elterngeld und dem Kindergeld vieles richtig und diese Gelder sind eine große Hilfe, aber kostenlose Kinderbetreuung wäre schon ein Segen für viele Familien. Ich kann die Zahl nicht errechnen, aber wenn wir arbeiten, dann generieren wir Steuereinnahmen. Müssten diese zusätzlich erwirtschaften Steuergelder nicht die kostenlose Kinderbetreuung in Deutschland finanzieren können?
Ich möchte hier nicht alles Tagesmütter über einen Kamm scheren und wenn unsere Tochter bei ihrer Tagesmutter war, dann hatte sie ihren Spaß und wir hatten ein gutes Gefühl. Aber diese Glücksspiel-Komponente gibt einem immer ein mieses Gefühl. Es gibt sehr engagierte und leidenschaftliche Tagesmütter, die diese wichtige Lücke in der Kinderbetreuung durch zu wenig Kita-Plätze schließen. Es liegt nicht an den Tagesmüttern, sondern an einem funktionierenden Konzept, welches Eltern das Zusammenspiel zwischen Kinder und Beruf vereinfacht.
Am Ende der Betreuungszeit hatte sich die Tagesmutter vor ihrem dreiwöchigen Urlaub noch viele Arzttermine vereinbart, sodass die letzten zwei Wochen der Betreuung häufig ausfielen oder die Zeit auf einen halben Tag gekürzt wurde. Ich möchte hier nichts unterstellen, aber dies zeigt wieder, dass eine Kita mit einer breiten Personaldecke mehr Planungssicherheit gibt.