Gastbeitrag von einem stolzen Opa
Als vor mehr als eintausend Jahren Anselm von Canterbury seine These “Das, über dem nichts Größeres gedacht werden kann, ist Gott- aufstellte, muss er wohl Scheuklappen getragen haben.” Anselm selbst hatte nie eine Frau, keine Kinder und keine direkten Nachfahren. Für alle Omas und Opas dieser Welt gilt ein anderer Satz: “Das, über dem nichts Größeres gedacht werden kann, sind die Enkelkinder.”
In diesen kleinen Geschöpfen, gierig nach Wissen und hungrig nach Aufmerksamkeit lebt ein Teil der Großeltern weiter. Es ist ein alter Brauch, dass die stolzen Großeltern für die Kosten eines Kinderwagens aufkommen, den sie mit großer Liebe auch mal schieben möchten. Wenn die Enkel größer sind, wird Opa unentwegt Türme aus Legosteinen bauen, die das Kind mit größter Wonne gleich wieder zerstört. Dabei muss sich Opa natürlich hinsetzen und so kann es durchaus dazu kommen, dass dem Opa nicht nur die Beine einschlafen, sondern es ihm auch schwer fällt wieder aufzustehen.
Oma sitzt gleichzeitig mit der jungen Mutter vor einem dicken Katalog und sie sehen sich die neueste Kindermode an. Dabei werden sie, wie immer, sehr schnell fündig und Opa hört die Oma flüstern: “Das übernehmen wir”.
Wenn es mal an die frische Luft geht und der Enkel ein Stück des Weges an Opas Hand laufen möchte und das freiwillig und gewollt, muss sich der Opa sehr weit bücken. Oma ruft dann immer: Achte auf deinen Rücken und Opa entgegnet immer ‑Jetzt nicht-. Beim letzten Mal waren es fast zehn Meter, die das Enkelkind an Opas Hand lief
Der Kirmesbesuch
Alle Omas und Opas träumen davon, einmal mit ihren Enkeln einen Kirmesplatz zu besuchen. Es dürfte an den vielen bunten Fäden ziehen, Enten angeln und mit Bällen auf Dosen werfen. Es dürfte Karussell fahren, so oft es mag. Wenn es vielleicht bei jeder Runde den Großeltern ein Lächeln schenken würde, wäre das die größte aller Belohnungen. Weil das Kind einen großen Spaß damit hat, die an der Losbude gekauften Lose zu öffnen, werden gleich so viele davon gekauft, dass der Gewinn mindestens ein kleines Plüschtier wird.
Vielleicht wäre auch einmal Zuckerwatte erlaubt, Kinder sehen mit einem klebrigen Mund noch süßer aus. Und wenn die Dämmerung den Tag verdrängt, der Kirmesplatz und alle Karussells in bunten Farben leuchten, würden die Augen von Omas und Opas Liebling heller strahlen als jeder Stern. Würde jemand davon ein Foto machen zur Erinnerung an einen unvergesslich bleibenden Kirmesbesuch, wäre das eine großartige Sache.
Finanzielle Vorsorge durch die Großeltern
Natürlich sind die Großeltern darauf bedacht, dass es ihren Enkelkindern gut geht. Daher treffen sie Vorsorge mit einem Dauerauftrag bei einer Bank. Wenn das Taschengeld mal nicht reicht, wenn nicht Oma, dann hilft Opa aus. Wenn das Kind dann mal groß ist, reichen die Ersparnisse vielleicht sogar für den Erwerb eines Führerscheins. Opa wird dann beiläufig erwähnen, dass er bei der ersten Prüfung für den Führerschein über eine knallrote Ampel gefahren ist und der Fahrlehrer eine Vollbremsung durchführen musste, weil Opa sonst einen Fußgänger angefahren hätte. Jetzt würde Opa mit seinem Enkel darüber lachen, früher war ihm ganz anders zu Mute.
Hilfe, wir werden Großeltern
Es ist auch für Großeltern schwierig, die eine sehr lange Zeit die Mutterrolle und Vaterrolle übernommen haben ihren Platz als Oma und Opa zu finden. Sollen sie Ratschläge bei der Erziehung ihrer Enkel erteilen, oder es besser lassen? Geben sie der jungen Mutter und dem jungen Vater Ernährungsvorschläge für ihr Kind, ja oder nein? Wäre es nicht besser, wenn beim Kauf von Kinderkleidung wenigstens ein Elternteil dabei wäre, der den Kauf absegnet? Vielleicht werden sie hin und wieder mal gefragt und können Teile ihrer Erfahrung weitergeben. Trotz der vielen Fragen, auf die es viele Antworten gibt, heißt es nicht “Hilfe, wir werden Großeltern”, sondern:
“Hurra, wir werden Großeltern!”
Bildquelle: Pixabay-User:in Engel62